Corona Folgen für Festungsmonumente – Edit 2021

Wie sich die Corona Pandemie auf Festungsmuseen und Monumente auswirkt

Tagen in Corona Zeiten – 4. Fachtagung zum Ausbau der Festungskooperation Oberrhein am 11.08.2021 in der Stadthalle Germersheim mit über 30 Teilnehmer*innen

Sachartikel, veröffentlicht im Exkursionsführer Westwalltag, Juli 2021
Autor: Dirk Röder

Alles, was im letztjährigen Artikel gesagt wurde, hat weiterhin Bestand. Corona verlangt uns immer noch sehr viel ab. Vierte Welle, Fünfte Welle, neue Mutationen - niemand kann sagen was kommt. Der Mensch ist anpassungsfähig, also reagiert er. Je nach individueller Verfassung zunächst auf das Impfserum. Damit (und mit der passenden App) erhält er Zugang zur Gruppe der Geimpften. Das verschafft ihm wiederum Zugang zu Restaurants, Ausstellungen und Museen, zu einem halbwegs normalen kulturellen Leben.

Festungen und Museen profitieren davon. Inzwischen Experten im Aufstellen und Umsetzen von Hygieneplänen, Besucherleitsystemen und „Corona-sicheren“ Kulturangeboten, können sie der ungebrochen großen Nachfrage begegnen. Sie überleben also, passen sich ebenfalls an. Mit digitalen Ticketsystemen, online buchbaren Besuchszeitfenstern, digitaler Kultur.

Angestellte, Hilfskräfte und Saisonarbeiter*innen, z.B. aus den Bereichen Messe- und Veranstaltungsmanagement oder Gastronomie, hatten jedoch nicht so viel Glück. Sie mussten sich vielerorts umorientieren. Speziell in der Gastronomie sahen viele überhaupt keine Zukunft mehr, wechselten vollständig den Beruf. Das führt nun zu spürbar fehlenden Arbeitskräften in Restaurants, Cafés und Imbissbudenketten quer durch Europa.

Was wir von Corona gelernt haben

Zunächst Flexibilität, durch Anpassung und Improvisation, durch entsprechende strategische Planung. Weiterhin Hygiene und Selbstschutz, als derzeit einzig wirksame Maßnahme gegen Ansteckung. Vielleicht auch Geduld bzw. Gelassenheit gegenüber ständig neuen Meldungen oder dem mindestens wochenaktuell neuen Regelwirrwarr.

In jedem Fall aber Digitalisierung. Digitale Kommunikation, digitale Kulturangebote, digitale Erlebniswelten als Erweiterung realer Kulturangebote, digitale Einlass-, Ticket-, Kontroll- und Messsysteme und vieles mehr sind die großen Gewinner der Pandemie.

Für das Kulturerbe der Festungsmonumente ist dies eine große Chance, weil die Digitalisierung den nächsten Meilenstein seiner Evolution markiert und damit seine Zukunft sichert. Weil digitale Instrumente neue Zielgruppen erschließen, für Diversität und den Abbau von Barrieren sorgen, die Informationsvermittlung revolutionieren. Corona setzte den Druckpunkt, diesen Evolutionsschritt flächendeckend sehr viel schneller anzugehen und zu vollziehen.

Auch im Fall von FORTE CULTURA ist die Digitalisierung ein großer Fortschritt. Das neue Selbstverständnis zur digitalen Kommunikation hat den beruflichen Reisebedarf um bis zu 90% reduziert. Zudem wird in kürzeren Intervallen kommuniziert, wodurch Projekte effizient und zielorientiert vorangetrieben werden können. Die Kulturroute und das Festungsnetzwerk sind durch die Pandemie gestärkt, obwohl Tourismus nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich war.

Netzwerken in Pandemiezeiten am Beispiel der Oberrhein Festungen

Das Beispiel der Festungsregion Oberrhein zeigt eindrucksvoll, was trotz aller Einschränkungen möglich war und ist. Auf Initiative der Festungsstadt Germersheim, begleitet durch FORTE CULTURA, den Eurodistrikt PAMINA sowie die Touristik-Gemeinschaft Baden-Elsass-Pfalz e.V. (Vis-à-Vis), ist im Rahmen eines grenzübergreifenden Projekts eine Festungsgemeinschaft entstanden, der aktuell 30 Festungsmonumente und Museen beiderseits der deutsch-französischen Grenze angehören.

Siehe FORTE CULTURA Regionalprofil Oberrhein: www.forte-cultura.eu/oberrhein

Gemeinsam wurde ein deutsch-französischer Imageflyer mir Regionalkarte erarbeitet und im März 2021 in einer Auflage von 100.000 Stück gedruckt. Ergänzend wurde ein Stempelpass mit Gewinnspiel entwickelt und in einer Auflage von 15.000 Stück gedruckt. Weiterhin wurde eine Wanderausstellung zum „Festungserbe der letzten 350 Jahre in der Region Oberrhein“ mit 12 Boards entwickelt und produziert. Das alles in vielen Onlinemeetings und ohne sich ein einziges Mal persönlich zu treffen. Die Wanderausstellung musste sogar in Zeiten der Kontaktverbote und Grenzschließungen über die deutsch-französische Grenze „geschmuggelt“ werden, damit sie im Musée de l'Abri de Hatten (FR) eröffnet werden konnte.

Darüber hinaus wurde die Marketingaktion „Festungssommer Oberrhein 2021“ im Rahmen des „Europäischen Festungssommers“ vorbereitet und letztlich am 15. April mit einer hybriden Pressekonferenz erfolgreich gestartet. Über 90 Veranstaltungen wurden und werden in den teilnehmenden Museen und Festungen am Oberrhein durchgeführt und multimedial kommuniziert.

Zudem gab es 2 Onlineworkshops zum Thema „Social Media für Festungsmonumente“, gemeinsam mit den FORTE CULTURA Elbe-Festungen. Die 4. Fachtagung zum Ausbau der Festungskooperation am Oberrhein, am 11. August 2021 in Germersheim, war die erste Präsenzveranstaltung des Festungsclusters Oberrhein seit Pandemiebeginn, das Thema „Gästeführungen und Reiseentwicklung mit FORTE CULTURA“ entsprechend zukunftsorientiert. Am 9./10. Oktober 2021 findet der „Festungssommer Oberrhein 2021“ hoffentlich seinen glanzvollen Abschluss mit einem großen Festungsfestival in Rastatt (DE). Das bisher durchweg positive Feedback auf Marketinginstrumente, Social-Media-Aktivitäten und Veranstaltungen lässt uns zuversichtlich auf die kommende Saison blicken, egal ob mit oder ohne nächste Pandemiewelle.

Es geht weiter. So ist zumindest mein Eindruck, wenn ich mit Festungsmonumenten in ganz Europa korrespondiere.

Wer sich bewegt, verändert seine Position.

Free Joomla templates by Ltheme